Kurse, Workshops, Seminare oder Musikwochen stellen eine hervorragende Möglichkeit dar, effizient Geige zu lernen oder seine musikalischen und technischen Fähigkeiten zielgerichtet zu verbessern (hier ist die Rede von Kursen, die als Musikwochen über mehrere Tage stattfinden und die nur vor Ort absolviert werden können. Online-Kurse oder ähnliche Angebote sind an dieser Stelle ausdrücklich nicht gemeint).
Durch den ungeteilten Fokus auf das Instrument sowie eine hohe Unterrichtsfrequenz können auf Kursen in kurzen Zeiträumen Fortschritte erreicht werden, für die im "normalen" Alltag einige Monate kalkuliert werden müssen. Dies gilt insbesondere für Anfänger, die von einer engmaschigen Kontrolle der elementarer Spielbewegungen, die auf gut gemachten Anfägerkursen durch täglichen Einzelunterricht gegeben ist, nachhaltig profitieren.
Für erwachsene Anfänger stellt sich allerdings die Frage nach den passenden Kursformaten. Denn selbst angesichts eines durchaus breiten musikalischen Bildungsangebots im deutschsprachigen Raum sind Kurse, die für erwachsene Anfänger wirklich geeignet sind, leider noch immer verhältnismäßig selten.
Folgende Kriterien sollte ein Geigenkurs erfüllen, damit erwachsene Anfänger sich gut aufgehoben fühlen können:
1. Kammermusikseminare für Ensemblespiel: Hier wird häufig die Teilnahme in einem bestehenden Ensemble vorausgesetzt. Musiziert wird hierbei zumeist bereits auf etwas höherem Niveau. Die Themen des Unterrichts sind etwa Intonation, Zusammenspiel oder die musikalische Gestaltung von Werken der Klassik und Romantik. Gearbeitet wird in der Gruppe, der Dozent ist meistens ein erfahrener Quartett- oder Kammermusiker.
2. Jugendakademien oder Meisterkurse. Dass sich solche Kurse zunehmend auch erwachsenen Amateuren bzw. Hobbymusikern öffnen, ist zumeist ökonomischen Überlegungen und der Nachfragesituation geschuldet. Hierbei sollte man sich als Anfänger die Frage stellen, ob man sich aufgrund seiner Niveaustufe oder seinem vielleicht nicht mehr ganz jugendlichen Alter wirklich gut aufgehoben fühlt (bei einem engagierten Dozenten ist dies natürlich nicht ausgeschlossen). Meisterkurse richten sich per definitionem an professionelle Nachwuchsmusiker, i.d.R. also Studenten von öffentlichen Konservatorien und Musikuniversitäten.
3. Orchester und Ensemblewochen. Hierbei handelt es sich um Angebote für fortgeschrittene Musiker. Um in einem Orchester mitspielen zu können, bedarf es bereits einiger Routine. Neben der Instrumentaltechnik ist vor allem Übung im Notenlesen sowie eine gewisse rhythmische Sicherheit wichtig. Bei Orchesterworkshops wird in Stimmgruppen (z. B. in der Gruppe der zweiten Violinen) mit einem Instrumental-Dozenten gearbeitet. Im Zentrum stehen allerdings Proben mit dem gesamten Orchester, die von einem Dirigenten geleitet werden.
Unter dem Begriff "Musikferien" oder "Musikurlaub" werden Kurse und Workshops ganz unterschiedlicher Qualität und Ausrichtung angeboten, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten. Es gibt Angebote, die eher durch das Ambiente, denn durch die Intensität des Unterrichts punkten. Daran gibt es bei entsprechendem Niveau des Unterrichts überhaupt nichts zu kritisieren – es ist eine wunderbare Sache. Wer allerdings den Fokus auf den Fortschritt am Instrument legt, sollte sich vorab genau über die Häufigkeit und die Länge der Unterrichtseinheiten informieren und eine Kosten-/Nutzen-Kalkulation anstellen.
Um hier der Transparenz die Ehre zu geben: Ich bin auch seit mehr als einem Jahrzehnt mit der Gestaltung entsprechender Kursangebote tätig. Etablierte Kurse, die durch den Einzelunterricht und ihre gesamte Struktur für erwachsene Anfänger auf der Geige geeignet sind, sind beispielsweise die Musikwochen in Grünbach am Schneeberg (Niederösterreich) oder in Benediktbeuern (Oberbayern).