Zu alt fürs Geige lernen?

Bin ich zu alt fürs Geige lernen? Kann man als erwachsener Anfänger auf der Geige überhaupt noch ein anhörbares Niveau erreichen? Diese Fragen stellen sich Jahr für Jahr wahrscheinlich tausende Erwachsene, die gerne mit der Geige anfangen wollen. Die Gefühlslagen sind dabei durchaus gemischt und reichen von der (in der Regel völlig unbegründeten) Angst sich zu blamieren und sich unversehens in der Musikschule als einziger Erwachsener unter lauter geigenden Kleinkindern wiederzufinden bis hin zur eher rationalen Kalkulationen des eigenen Freizeitverhaltens: Wie viel Zeit kann und will ich in ein Hobby investieren und welche Resultate kann ich realistischerweise erwarten?

Es gehört zu den unerfreulichsten, leider aber auch hartnäckigsten Mythen rund um die Geige, dass Geige lernen als Erwachsener eine schier unmögliche Herkulesaufgabe sei. Doch das ist – kurz gesagt – schlicht und ergreifend Quatsch. Der Mensch bleibt bis ins hohe Alter lernfähig. Und zigtausende engagierte Amateurmusiker beweisen Jahr für Jahr, dass man nicht bereits als Kind oder Jugendlicher Geigenunterricht erhalten haben muss, um es auf ein anständiges Niveau zu bringen.

Vorteile beim Geige lernen als Erwachsener

Zweifellos – Kinder und Jugendliche besitzen die besten Voraussetzungen, um neue Dinge zu lernen. Doch in gar nicht wenigen Bereichen bringt das höhere Lebensalter Potenziale für das Erlernen eines Instruments mit sich, die keineswegs zu unterschätzen sind:

Spezielle Anforderungen an den Geigenunterricht und den Lehrer

Für den Lernerfolg ist es eindeutig von Vorteil, einen Geigenlehrer zu finden, der Erfahrung in der musikalischen Erwachsenenbildung mitbringt. Besondere Anforderungen für den Instrumentalunterricht mit Erwachsenen und Menschen im fortgeschrittenen Alter sind häufig folgende: Erstens lernen Erwachsene autonomer als Kinder und Jugendliche, d. h. der Lehrer ist stärker gefordert auf die selbstgesteckten Lernziele einzugehen und die vielleicht auch für ihn unorthodoxen Lernstrategien aufzugreifen. Und zweitens sind Erwachsene, wie weiter oben erwähnt, häufig stärker auf rationale Erkenntnis fokussiert. Daher muss der Lehrer in der Lage sein, mitunter auch als instruktiver Diskussionspartner und Informationsgeber aufzutreten – und optimalerweise auch schon mal ein paar Buchtipps für die Begleitlektüre aus dem Ärmel schütteln können.