Geige stimmen

Das Stimmen nimmt beim Geige spielen einen wichtigen Stellenwert ein. Grundsätzlich sollte jedes Mal, wenn die Violine zum Spielen in die Hand genommen wird, gestimmt bzw. die Stimmung kontrolliert werden.

▶ Tipp: Auch wenn die heute gebräuchlichen Saiten Hightech-Produkte darstellen, die deutlich stimmstabiler sind als die Saiten vergangener Jahrhunderte, sollte der Stimmstabilität in folgenden Fällen besondere Aufmerksamkeit zukommen:

  • ✔ bei Ortswechseln
  • ✔ bei Änderung der Witterungsverhältnisse
  • ✔ nachdem man neue Saiten aufgezogen hat
  • ✔ nachdem man Pizzicato gespielt hat

Für das Stimmen der Geige sind zwei Bauteile der Violine vorgesehen: die Wirbel im Wirbelkasten sowie die Feinstimmer am Saitenhalter. Die folgende Grafik zeigt, welcher Wirbel im Wirbelkasten für welche Saite zuständig ist:

Wirbelkasten mit Bezeichnung der Wirbel

Mit den Wirbeln im Wirbelkasten wird zunächst die grobe Stimmung vorgenommen. Dabei sollte man etwas Vorsicht walten lassen, denn überspannte Saiten reißen relativ rasch. Um ruckartige Bewegungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Saite, die man gerade stimmen möchte, durch eine Drehbewegung des Wirbels gegen den Uhrzeigersinn (↺) zunächst etwas zu entspannen und die Spannung durch Drehung im Uhrzeigersinn (↻) anschließend kontinuierlich bis zum sauberen Stimmton zu erhöhen.

▶ Tipp: Die Wirbel und die Löcher im Wirbelkasten sind konisch gearbeitet. Sind die Wirbel zu locker und halten ihre Position nicht, kann man die Wirbel beim Drehen im Uhrzeigersinn etwas stärker in den Wirbelkasten drücken.

Mit den Feinstimmern (siehe auch ➥Aufbau der Geige) kann man anschließend die Stimmung noch nachbessern. Anfänger verwenden in der Regel Saitenhalter mit vier Feinstimmern und bevorzugen diese Methode des Stimmens. Fortgeschrittene verwenden später häufig nur noch einen Feinstimmer für die E-Saite, was klangliche Vorteile bringen soll. Eine Geige gekonnt mit den Wirbeln zu stimmen bedarf allerdings einiger Übung und sollte vom Geigenlehrer im Unterricht gezielt vermittelt werden.

▶ Tipp: Wenn man noch unsicher ist, ob man beim Stimmen die richtigen Töne trifft, sollte man das Stimmen unbedingt direkt vor dem Geigenunterricht probieren, denn mit einem ungestimmten Instrument lässt es sich schlecht üben.


Die Stimmtöne der Geige

Saite 4. 3. 2. 1.
Note g d' a' e''
Frequenz (a'=440 Hz) 195,56 293,33 440 Hz 660 Hz
Frequenz (a'=443 Hz) 196,89 Hz 295,33 Hz 443 Hz 665,5 Hz
Notenschrift Stimmton g – Notenbeispiel Stimmton d' – Notenbeispiel Stimmton a' – Notenbeispiel Stimmton e'' – Notenbeispiel

Traditionell wird zunächst die A-Saite mit dem „Kammerton“ a' als Referenz abgestimmt. Dieser Kammerton, der seinen Namen übrigens von der Musizier-Kammer der alten Fürsten erhalten hat, ist heute mit a'=440 Hz festgelegt (dafür gibt es sogar eine DIN-Norm). In der Kammermusik und Orchesterpraxis hat sich dagegen eine Stimmung von a'=443 Hz eingebürgert (Blas- und Streichinstrumente sollen dadurch ein wenig weicher klingen). Die Stimmung auf den Referenzton a'=443 Hz sollte daher auch im Geigenunterricht bevorzugt verwendet werden:

Stimmton für die 2. Saite (a'=443 Hz)

Im Orchester liefert die Oboe den Kammerton, anschließend stimmt der Konzertmeister seine Violine und übergibt das a' an alle weiteren Instrumentengruppen. In der Kammermusik stimmt man häufig nach dem a' des Klaviers. Ansonsten haben sich zu diesem Zweck Stimmgabeln, Stimmpfeifen und in den letzten Jahrzehnten auch Stimmgeräte etabliert – diese gibt es auch als App auf Smartphones.

Nachdem man die A-Saite nach dem Kammerton gestimmt hat, folgt das Stimmen der übrigen Saiten in einer festgelegten Reihenfolge, man stimmt:

Gerade Anfänger stellt diese Methode, jeweils zwei Saiten nach Gehör aufeinander abzustimmen vor Schwierigkeiten. So ist es zu Beginn empfehlenswert, die Saiten in der Reihenfolge A-D-G-E jeweils einzeln mit den Stimmtönen abzugleichen:

Stimmton für die 3. Saite (d')

Stimmton für die 4. Saite (g')

Stimmton für die 1. Saite (e'')